Die Militärflugplätze Jagel und Hohn sind Orte der größten Luftkriegsübung der NATO
Vom 12. bis zum 23. Juni wird hier die Zusammenarbeit von NATO-Armeen, der japanischen und schwedischen Armee im Luftkrieg geübt. Geplant sind drei Übungen pro Tag mit jeweils 40 bis 80 Flugzeugen.
Manöver sind Kriegsvorbereitung, Klima- und Umweltkiller
10.000 Soldatinnen und Soldaten aus 25 Staaten werden mit 220 Militärflugzeugen zum Manöver „Air Defender“ anreisen. Bereits die Anreise verbraucht Treibstoff, belastet das Klima und die Umwelt. Die Klimabelastung und Umweltzerstörung durch dieses Manöver wird nicht thematisiert.
Die Tornados, Eurofighter, Hubschrauber, Drohnen Transportflugzeuge usw. verbrauchen auch im „Normalbetrieb“ große Mengen an militärischem Treibstoff. Dadurch sind Militärflugzeuge für große Mengen von Treibhausgasen und klimaschädliche Emissionen verantwortlich. Sie tragen zu einer hohen Feinstaubbelastung bei. In internationalen Klimabkommen und im bundesdeutschen Klimapaket kommt CO2 Ausstoß von Militär aber nicht vor. Die Zerstörung und die Belastung der Umwelt durch Militär wird kaum kritisiert obwohl Militär und Krieg große Mengen CO2 verursachen und zusätzlich die Umwelt durch andere Faktoren schädigen. Die Bundeswehr muss als extrem Klimaschädlich benannt werden.
Die Fliegerhorste Jagel und Hohn gefährden die Gesundheit der Anwohner durch Giftemissionen und Lärm
In der Agenda 2030, die im September 2015 auf dem Nachhaltigkeitsgipfel der Vereinten Nationen von allen Mitgliedsstaaten verabschiedet wurde, ist Gesundheit ein wesentliches Entwicklungsziel: „Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern“ – so lautet das dritte der insgesamt 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung. Beim Nachhaltigkeitsgipfel wurde darauf hingewiesen, dass eine gute Umweltqualität eine zentrale Voraussetzung für ein gesundes Leben ist. Der Schutz der menschlichen Gesundheit ist daher auch ein zentraler und breit akzeptierter Bestandteil der Umweltpolitik. Nach aktuellen Berechnungen der Vereinten Nationen waren weltweit im Jahr 2017 ca. 12 Prozent der sogenannten DALYs (Disability-Adjusted LifeYears, Zahl der durch Krankheiten und frühen Tod „verlorenen“ Lebensjahre) auf Umweltprobleme zurückzuführen. Zu den gesundheitsgefährdenden umweltbedingten Risikofaktoren zählen hierbei vor allem Luftverschmutzungen.
Gift in militärischen Treibstoffen
Militärischer ´Treibstoff (J8) enthält giftige Substanzen aus der Gruppe der perflourierten Kohlenwasserstoffe. Diese sind im Boden des Fliegerhorst Jagel nachgewiesen, können ins Grundwasser gelangen. Die PFOS (Perfluoroctansulfonsäure) ist besonders giftig, weil er sich bei der Verbrennung im Triebwerk und in der Umwelt nie abbaut. PFOS wird als “Ewigkeitsschadstoff” bezeichnet.
Bei der Betankung von militärischen Flugobjekten in der Luft und beim Ablassen von Treibstoff zur Gewichtsverringerung vor der Landung gelangt Treibstoff in die Luft, in die Gewässer und in den Boden. Die Betankung von Kampfflugzeugen in der Luft soll bei dem Manöver Air Defender geübt werden.
Wenn diese Schadstoffe über den Boden, das Grundwasser oder die Luft, in den menschlichen Körper gelangen, werden sie langsamer ausgeschieden, als sie durch die verseuchte Umwelt aufgenommen werden. Das nennt man Bioakkumulation. Dadurch nimmt im Laufe der Zeit, die Menge der giftigen Substanzen im Körper ständig zu.
Große Mengen von PFOS gelangen als Bestandteil des militärischen Treibstoffes JP8 in unsere Atemluft und in den Boden:
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durch die Verbrennung des Treibstoffes am Boden und in der Luft.
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über die Belüftungsanlagen der Treibstoffleitungen.
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über die Abgase der Flugzeuge,
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über das Ablassen von Treibstoffen vor der Landung
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beim Betanken von Flugzeugen am Boden und besonders in der Luft.
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bei Undichtigkeiten der NATO-Pipeline Heide-Hohn-Jagel-Skrydstrup (DK)
Der Treibstoffverbrauch von Militärflugzeugen ist so groß, dass statt Tankwagen eine spezielle Pipeline direkt von der Raffinerie zu den Flugplätzen gebaut wurde.
Laut Bundeswehr.de wurden 2019 durch das Pipelinesystem fünf Millionen Kubikmeter Treibstoff gepumpt, die bei der Verbrennung 12,5 Millionen Tonnen CO2 freisetzen. Der PFOS-Anteil in Millionen Kubikmetern JP8 verseucht die Umwelt. Er schädigt unser Immunsystem, erzeugt Krebs, verändert und schädigt das Blut, schädigt Leber und Nieren, schädigt Embryonen, und fördert Fehlgeburten.
Gesundheitsschäden durch Lärm
Menschen sind mit einem feinen Sensor ausgestattet, der Schall wahrnehmen kann. Dieser Sensor ist das Ohr mit seinen nachgeschalteten Verarbeitungsebenen im Gehirn. Der Sensor ist immer aktiv, auch im Schlaf. Schall wird zu Lärm, wenn er Störungen, Belästigungen, Beeinträchtigungen oder Schäden hervorruft.
Zu viel Schall – in Stärke oder Dauer – kann nachhaltige gesundheitliche Beeinträchtigungen oder Schäden hervorrufen. Diese betreffen zum einen das Gehör, das durch kurzzeitige hohe Schallspitzen oder Dauerschall geschädigt werden kann (aurale Wirkungen). Dazu gehören Beeinträchtigungen des Hörvermögens bis hin zur Schwerhörigkeit, sowie zeitlich begrenzte oder dauerhafte Ohrgeräusche (Tinnitus).
Ferner wirkt Schall (oder Lärm) auf den gesamten Organismus, indem er körperliche Stressreaktionen auslöst (extra-aurale Wirkungen). Lärm als psychosozialer Stressfaktor beeinträchtigt somit nicht nur das subjektive Wohlempfinden und die Lebensqualität, indem er stört und belästigt. Lärm beeinträchtigt auch die Gesundheit im engeren Sinn. Er aktiviert das autonome Nervensystem und das hormonelle System. Die Folge: Veränderungen bei Blutdruck, Herzfrequenz und anderen Kreislauffaktoren. Der Körper schüttet vermehrt Stresshormone aus, die ihrerseits in Stoffwechselvorgänge des Körpers eingreifen. Die Kreislauf- und Stoffwechselregulierung wird weitgehend unbewusst über das autonome Nervensystem vermittelt. Die autonomen Reaktionen treten deshalb auch im Schlaf und bei Personen auf, die meinen, sich an Lärm gewöhnt zu haben. Zu den möglichen Langzeitfolgen chronischer Lärmbelastung gehören neben den Gehörschäden auch Änderungen bei biologischen Risikofaktoren (zum Beispiel Blutfette, Blutzucker, Gerinnungsfaktoren) und Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie arteriosklerotische Veränderungen („Arterienverkalkung”), Bluthochdruck und bestimmte Herzkrankheiten einschließlich Herzinfarkt.
Lärmwirkungen auf Tiere
Lärm wirkt sich nicht nur negativ auf die Gesundheit, das subjektive Wohlempfinden und die Lebensqualität von Menschen aus. Er kann auch das Leben von Tieren deutlich beeinträchtigen. Die Auswirkungen von Lärm auf Tiere betreffen vor allem, die vom Aussterben bedrohten Tierarten. Fluglärm kann zu Störungen der Kommunikation zwischen den Tieren führen, die Ortung von Beutetieren einschränken, zu Beeinträchtigungen bei der Paarung und der Aufzucht des Nachwuchses führen. Es wurde auch beobachtet, dass bestimmte Tierarten bei ihren Wanderungen Fluglärm großräumig ausweichen und zum Beispiel auf dem Weg zu den Paarungsgebieten große Umwege zurücklegen.
Die Belastung durch Fluglärm und Umweltvergiftung steigt um ein Vielfaches, wenn während des Manövers 220 Flugzeuge täglich starten und landen.
Bundeswehr abschaffen ist Klima- und Umweltschutz
Durch die Bundeswehr mit ihren Kasernen, Truppenübungsplätzen und Fliegerhorsten, werden die Luft, die Gewässer und die Böden verschmutzt. Die Schäden, die ein Truppenübugnsplatz an der Natur anrichtet, wird am 2011 still gelegten „Bombodrom“ in der Wittstock-Ruppiner Heide nördlich von Berlin deutlich. Im Boden des 119 Quadratkilometer großen ehemaligen Militärübungsplatzes werden noch heute 1,5 Millionen Granaten, Bomben vermutet, darunter auch Blindgänger. Die vollständige Sanierung des Militärgeländes würde 2,7 Millionen Euro kosten. Die Bundeswehr betreibt 18 Truppenübungsplätze mit einer Gesamtgröße von 1.900 Quadratkilometern, das entspricht in etwa der Fläche des Saarlandes.
Wir fordern die Auflösung der Bundeswehr und die Sanierung der Umweltschäden aus Mitteln des vormaligen Militäretats.
14. Juni 2023, 12.00Uhr, Mahnwache an der Hauptzufahrt zum Fliegerhorst Jagel