Die Bundeswehr will die Großdrohne G-Heron TP über Schleswig-Holstein testen. Die neuen Bundeswehr-Drohnen vom Typ G-Heron TP sollen im Herbst 2023 erstmals in der Bundesrepublik erprobt werden. Das ist am Standort Jagel in Schleswig-Holstein geplant. Ziel des Erprobungsbetriebes sei es, nachzuweisen, dass die Heron TP “grundsätzlich im deutschen Luftraum verwendbar ist“. Damit will die Bundeswehr die Grundlagen schaffen, diese Drohnen künftig auch für die Landes- und Bündnisverteidigung im Gebiet der BRD nutzen zu können.
Ursprünglich sollten die fünf Großdrohnen von ihrem Standort in Israel aus in die Auslandseinsätze der Bundeswehr verbracht werden. Es war nicht geplant, dass sie in der Bundesrepublik fliegen. Die fünf G-Heron TP werden nur in einem “spezifischen, separierten Luftraum” eingesetzt werden, weil sie keinen Kollisionsschutz für den Kontakt mit dem zivilen Luftverkehr haben und damit Menschenleben gefährden. Deshalb war nicht geplant, die Heron TP vorerst vollständig in den deutschen Luftraum zu integrieren, beziehungsweise für einen uneingeschränkten Betrieb zuzulassen”, heißt es aus dem Bundesverteidigungsministerium. Dann wäre die Erprobung am Fliegerhorst Jagel sinnlos. Es muss ja nichts erprobt werden, was angeblich gar nicht stattfinden soll.
Die damalige Bundesregierung hatte bereits 2018 entschieden, fünf Heron-TP-Drohnen aus Israel zu beschaffen. 2019 begann in Israel die Ausbildung deutscher Soldat*innen an den unbemannten Flugzeugen. Im Frühjahr 2022 hat der Bundestag beschlossen, die Drohnen zu bewaffnen und somit nicht nur für militärische Spionage einzusetzen. Das zentrale Argument der Befürworter für die Bewaffnung war der Schutz deutscher Soldaten bei Auslandseinsätzen wie zum Beispiel in Afghanistan und Mali.
Große, bewaffnete Drohnen wie die G-Heron-TP und kleinere unbewaffnete Spionagedrohnen wie zum Beispiel die Drohne Luna liefern Videobilder eines Krisen- oder Kriegsgebietes, das sie umfliegen. Die Videobilder werden in der Kaserne des Fliegerhorst Jagel ausgewertet und bilden eine Grundlage für die Planung von militärischen Einsätzen.
Mit den Wullenwever-Antennenanlagen in Bramstedtlund in Nordfriesland und Gablingn in Bayern können Funksprüche und Befehlscodes des militärischen Gegners abgehört und die Sender geortet werden. In den Flottendienstbooten der Bundeswehr, in den Militärflugzeugen Tornado und Eurofighter, in U-Booten, Panzern und Militärfahrzeugen befinden sich Sensoren, mit denen elektromagnetische Signale von gegnerischen Radarstationen, Kriegsschiffen, Flugzeugen, U-Booten, Militärfahrzeugen geortet werden können. Zusammen mit den in den Videobildern der Drohnen dargestellten militärischen Bewegungen kann eine flächendeckende, präzise Überwachung eines Krisen- oder Kriegsgebietes stattfinden.
Dieser militärische Spionageverbund soll im Einsatz ein in Echtzeit laufend aktuelles und vollständiges Lagebild als Grundlage für den politischen und militärischen Urteils-, Handlungs- und Entscheidungsprozess erbringen.
Die Bundeswehr nutzt den militärischen „Aufklärungsverbund“ rund um die Uhr für die Militärspionage. Die Bilder der Drohnen und die Daten der signalerfassenden Spionage durch Satelliten, Militärflugzeuge, Kriegsschiffe, die Auswertung des elektromagnetischen Spektrums durch die Wullenwever-Antennenanlage und die Spionage im Cyber-Raum
bilden den Rahmen der vernetzen Operationsführung der Bundeswehr für die Grundlagen der Kriegsplanung. In dem Bereich findet eine permanente Aufrüstung statt, da die Datenlieferungssysteme immer wieder angepasst und weiterentwickelt werden.
Im Juni 2021 hat der Bundestag beschlossen, das luftgestützte Aufklärungssystem PEGASUS zu verwirklichen. Der Konzern Hensoldt fungiert als Generalunternehmen für die Herstellung der gesamten Technologie. Das Spionagesystem soll in drei kandische Militärflugzeuge des Typs Bombardier Global 6000 eingebaut werden. Der Kauf der Global 6000 und deren Umbau für das Aufklärungssystem wird von der Lufthansa Technik übernommen. Insgesamt sind an dem Projekt PEGASUS 30 Unternehmen aus der gesamten Bundesrepublik beteiligt, darunter auch viele mittelständische, die bisher nicht im Rüstungsbereich tätig waren. „Wir haben auf Basis des bereits flugerprobten Aufklärungssystems ISIS die modulare und hochperformante HENSOLDT Aufklärungslösung KALAETRON entwickelt. KALAETRON bietet weltweit einmalige Aufklärungsfähigkeiten auf Basis leistungsfähiger deutscher Schlüsseltechnologie. Damit bildet PEGASUS den Kern für einen souveränen Aufklärungsverbund und die Basis für zukünftige Fähigkeitsentwicklung im Bereich des Selbstschutzes und des elektronischen Kampfes“, sagte Celia Pelaz, Strategiechefin von HENSOLDT und Leiterin der Division Spectrum Dominance and Airborne Solutions.
Seit 2015 protestieren friedensbewegte Menschen vor der Hauptzufahrt zum Fliegerhorst Jagel gegen die Aufrüstung der Bundeswehr mit Cyberkrieg, Drohnen und Elektronischer Kampfführung.
Seit 2017 findet jedes Jahr am Karfreitag ein Ostermarsch nach Jagel statt.
Unser Protest geht weiter.
Deutsche Friedensgesellschaft –
Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen
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