Der Boden des Fliegerhorst Jagel ist verseucht
Giftige Substanzen aus der Gruppe der perflourierten Kohlenwasserstoffe PFC im Boden des Fliegerhorst Jagel drohen ins Grundwasser zu gelangen.
PFC, international PFAS, ist der Sammelbegriff für die Substanzen PFOS (Perfluoroctansulfonsäure) und PFOA (Perfluoroctansäure).
Beide sind besonders giftig. PFOS gehört zu den langlebigen organischen Schadstoffen. PFOA wird als “Ewigkeitsschadstoff” bezeichnet, weil er sich in der Umwelt nie abbaut.
Wenn diese Schadstoffe über den Boden, das Grundwasser oder die Luft, in den menschlichen Körper gelangen, werden sie langsamer ausgeschieden, als sie durch die verseuchte Umwelt aufgenommen werden. Das nennt man Bioakkumulation. Dadurch nimmt im Laufe der Zeit, die Menge der giftigen Substanzen im Körper ständig zu.
Wie kommen PFC in den Boden des Fliegerhorst Jagel?
Eine Ursache ist Löschschaum, der bis 2015 auf dem Fliegerhorst Jagel zur Brandbekämpfung verwendet wurde. Deswegen sind sie auf dem Gelände dort in hoher Konzentration, wo die Bundesfeuerwehr Übungen auf dem Gelände durchführt. Seit 27. Dezember 2006 ist die Verwendung von Löschschaum mit PFC in der EU allerdings verboten.
Gründe für das Verbot war die Verbreitung der Gifte und die Anreicherung der Umwelt, weil die Gifte nicht abgebaut werden können und die krebserregende bzw. krebsfördernde Wirkung. Seit 2010 darf der Schadstoff PFOS weder als Stoff noch als Bestandteil von Gemischen verwendet werden.
Laut dem Bundesumweltamt darf ein unvermeidlicher Einsatz mit PFC-haltigem Löschschaum nur stattfinden, wenn das Gelände durch z.B. eine Betonwanne vor dem Einsickern in den Boden geschützt wäre und für eine sachgerechte Entsorgung gesorgt werden könnte. Diese Maßnahmen müssen hätten mit den Umweltbehörden abgestimmt werden müssen.
Im Artikel der Schleswiger Nachrichten lässt die Bundeswehr mitteilen, dass sie es mit Umweltschutz und der Gesundheit der Menschen sehr ernst nimmt. Doch wurde auf dem Fliegerhorst Jagel noch 2015 Löschschaum verwendet, der schon Jahre vorher verboten war. Erst 2019 haben „erste Untersuchungen” stattgefunden, nachdem die Gefahr offensichtlich wurden, dass diese Schadstoffe ins Grundwasser der umliegenden Gemeinden gelangen könnten.
PFOS ist Bestandteil des Treibstoffes JP8
Seit 2010 verwendet die Bundeswehr wie alle anderen NATO-Staaten den Treibstoff JP8. Er gilt als “Traumtreibstoff der Militärs”.
JP8 enthält verschiedene Treibstoffzusätze und einer davon ist PFOS. Er wird in Militärflugzeugen, Militärhubschraubern, Panzern, LKWs und mobilen Feldküchen verwendet. PFOS sorgt dafür, dass die anderen Zusätze wie z.B. Kühlmittel, sofort im JP 8 vermischt werden und sich dauerhaft miteinander verbinden. PFOS ermöglicht die lange Lagerfähigkeit des Treibstoffes.
JP8 ist ein Treibstoff, der bei -143 °C Kälte nicht flockt und bei + 300 °C Hitze nicht geliert. Er verhindert Überhitzen und Vereisen der Motoren. Das ist notwendig um in großer Höhe (Kälte) fliegen zu können und auch Militäreinsätze bei extremer Hitze über lange Zeit durchführen zu können. Der Treibstoff ist schwer entflammbar, verhindert, dass der militärische Fuhrpark nicht explodiert und sichert die Überlebensfähigkeit der Truppe im Einsatz.
JP8 ist der Treibstoff, für die militärische Überlegenheit der Bundeswehr und NATO.
JP8 wird auch in Jagel als Treibstoff verwendet.
Für die Bodenverseuchung in Jagel kann dieser Treibstoff verantwortlich sein.
Mengen von PFOS als Bestandteil des Treibstoffes JP8 gelangen in den Boden:
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durch die Verbrennung des Treibstoffes am Boden und in der Luft.
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über die Belüftungsanlagen der Treibstoffleitungen.
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über die Abgase der Flugzeuge,
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über das Ablassen von Treibstoffen vor der Landung
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beim Betanken von Flugzeugen am Boden und besonders in der Luft.
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bei Undichtigkeiten der NATO-Pipeline Heide-Hohn-Jagel-Skrydstrup
PFOS im Boden gefunden
Auffällige Mengen von PFOS wurden auf dem Militärgelände in Geilenkirchen (Stationierung der AWACS) und in der Umgebung bis Aachen gefunden.
Auch im Boden des Drohnenstandortes Spangdahlem wurde eine hohe Konzentration von PFOS gefunden.
Auf der US-Militärbasis Katterbach bei Ansbach sind Kampfhubschrauber der US-Army stationiert, dort wurde eine hohe Konzentration von PFOS gefunden.
Bisher werden nur die Militärstandorte mit der Bodenverseuchung durch PFOS im JP8 untersucht, die von den USA in der Bundesrepublik Deutschland benutzt werden. Die Bundeswehrstandorte blieben bisher außen vor, obwohl die Bundeswehr auch den Treibstoff JP8 verwendet. Es muss doch davon ausgegangen werden, dass der Treibstoff den selben Schaden anrichtet, wenn er von der Bundeswehr verwendet wird und auch an den Standorten der Bundeswehr auffällige Mengen von PFOS zu finden sind. Etwa 20 km vom Fliegerhorst Jagel entfernt befindet sich der Militärflughafen Hohn und auch dort wird der Treibstoff JP8 ebenfalls verwendet. Laut bundeswehr.de wurden 2019 durch das Pipelinesystem fünf Millionen Kubikmeter = 4 Milliarden Kilogramm Treibstoff gepumpt, die bei der Verbrennung 12,5 Millionen Tonnen CO2 freisetzen. Der geringe PFOS-Anteil in Millionen Kubikmetern JP8 hat wohl größeres Gewicht als das PFOS in den alten Feuerlöschern.
Der Treibstoff JP8 ist gesundheitsschädigend
Er schädigt unser Immunsystem, erzeugt Krebs, verändert und schädigt das Blut, schädigt Leber und Nieren, schädigt Embryonen, und fördert Fehlgeburten.
Sanierung von PFOS-verseuchtem Boden
Gegenüber den Schleswiger Nachrichten verspricht die Bundeswehr, die verursachte Bodenverseuchung wenn nötig zu beseitigen. Die Sanierung durch Abtragen des Bodens mit Hochtemperaturverbrennung oder Einlagerung in unterirdischen Salzstöcken kostet 3 Millionen Euro pro Hektar. Der Fliegerhorst Jagel ist 650 Hektar groß. Die Sanierung würde dann 2 Milliarden Euro kosten.
Anstelle der Anschaffung neuer Drohnen und F18 Atombombenträger ist es sinnvoll das Geld für die Sanierung auszugeben, den Bundeswehrstandort zu schließen und auf Kriegsführung zu verzichten. Wenn weiterhin Kampfflugzeuge, Kampfhubschrauber und künftig auch Großdrohnen von Jagel aus starten und landen, wird die Gesundheit und Lebensqualität der Anwohner*innen weiter Schaden nehmen.
Deutsche Friedensgesellschaft –
Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen
www.bundeswehrabschaffen.de